BBV vom 25.08.2019

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Hitze machte Kevelaer-Pilgern zu schaffen

Rund 750 Fußpilger beteiligen sich an der Wallfahrt

Bocholt - Auch in diesem Jahr haben sich wieder rund 750 Pilger auf den Weg nach Kevelaer gemacht. Bei ihrer Rast in Marienbaum erzählen die Teilnehmer Wallfahrt von ihren Beweggründen: Glaube, Gemeinschaft und Sport.

© Severin Rüger

© Severin Rüger

Bocholt - Georg Siemen (63) ist zum zweiten Mal bei der traditionellen Fußprozession von Bocholt nach Kevelaer dabei. Im Vergleich zu den vielen alten Hasen ist er ein blutiger Anfänger. Außerdem lebt der gebürtige Barloer schon seit Jahrzehnten in Krefeld. „Man kommt trotzdem ganz schnell in die Gruppe rein“, sagt er an diesem Samstag. Es ist 14 Uhr und gerade genießt er in einer Gaststätte in Xanten-Marienbaum eine kurze Pause.

In diesem Jahr macht den Pilgern die Hitze zu schaffen. Es herrschen rund 30 Grad und die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel auf die lange Prozession herab. Seit 6.30 Uhr sind die rund 750 Pilger auf den Beinen. Und erst um 20 Uhr werden sie feierlich in Kevelaer einziehen. Jedenfalls bis Marienbaum gab es trotzdem keine Probleme. „Wider Erwarten ist es sehr ruhig“, sagt Sanitäter Thomas Feldhaar, der auf einem der vier Traktor-Anhänger mitfährt. „Viele haben ihre Hausmittelchen entwickelt.“

Georg Siemen erinnert sich an seine erste Prozession im letzten Jahr: „Ich war hundekaputt, habe mein Essen nicht mehr aufgekriegt und bin auf der Couch eingeschlafen“, erzählt er. „Am nächsten Tag hatte ich ein euphorisches Gefühl, es war toll.“ Zur Prozession ist er über seinen Bruder Michael Siemen (50) gekommen. Der Barloer nimmt zum vierten Mal teil. Auch ihre Schwester Maria Tenhofen war früher über zwei Jahrzehnte dabei.

© Severin Rüger

Bei den Brüdern Siemen sitzt auch ihr Freund Stefan Tenbusch. Er gehört schon zum festen Bestand der Gruppe. In den letzten 25 Jahren hat er nur eine Prozession ausfallen lassen – wegen eines Schlüsselbeinbruchs. „Für viele ist es auch nur eine sportliche Herausforderung“, sagt er unumwunden. Ihm sei aber auch der Glaube wichtig. Und wie ausnahmslos jeder andere Teilnehmer lobte er das Gemeinschaftsgefühl unterwegs: „Das ist nicht nur so dahergesagt, man hilft sich mit allem, was man braucht.“

Der wahrscheinlich älteste Teilnehmer ist Erich Kempkes (82). „Es geht eigentlich noch gut, aber heute ist es mir zu warm“, sagt er. Der Mussumer war schon etwa 45 Mal dabei, so genau weiß er das nicht. „Ich bin also ein Spätberufener“, sagt Kempkes scherzhaft. Dann wird er kurz ernst: „Für mich ist das nicht nur Tradition. Ich glaube daran und es ist mir wichtig“, sagt er.

Die Prozession steht in diesem Jahr erstmals unter dem Vorsitz von Alfons Schmeink (53). Bis Marienbaum läuft alles wie gewohnt glatt. Mehr als fünf Minuten Verspätung gibt es nicht. „Wir sind pünktlicher als die Bahn“, sagt Schmeink. „Wir leben von den Pilgern, die sehr erfahren sind“, erklärt er. Im Laufe des Tages wird eine Teilnehmerin jedoch wegen Kreislaufproblemen ins Krankenhaus gefahren, dort aber gleich wieder entlassen. „Ihr geht es gut“, sagt Schmeink.

Etwa die Hälfte der Teilnehmer wird heute nach einem Aufenthalt in Kevelaer wieder nach Bocholt zurücklaufen. Der Einzug in Bocholt in die Kirche St. Georg ist für 20 Uhr geplant.

Quelle: BBV-net.de