Chronik 1984

251. Fußprozession Bocholt-Kevelaer

vom 25. - 27. August 1984

Schon wieder ist ein Jahr vorüber und damit auch die diesjährige Fußwallfahrt nach Kevelaer. wie in all den zurückliegenden Jahren verliefen die Tage der Wallfahrt auch diesmal sehr gut und eindrucksvoll. Die große Schar der Pilger, die mitziehen wollte, deutete sich schon am Mittwochabend beim Bußgottesdienst und erst recht am Freitagabend bei der Pilgermesse an. am Samstag waren es 1.100 Pilger, die sich auf den Weg gemacht hatte. Ob das Jubiläum im vergangenen Jahr so nachhaltig gewirkt hat ?

Die Sonne und die dadurch verursachte große Hitze machte den Pilgern den Hnweg zum Gnadenort recht beschwerlich. Dennoch kam die Prozession zügig voran und erreichte alle Pausenorte mit der gewohnten Pünktlichkeit. Begleitet von 7 Gepäckwagen (davon drei Pferdewagen) und einer großen Sanitätsgruppe konnten auch die fußkranken oder ermüdeten Pilger sicher den beschwerlichen Weg überstehen.

Nach dem feierlichen Einzug in die Basilika begrüßte Domkapitular Dechant Schulte-Staase die Pilger. Er lässt es sich nicht nehmen, die Bocholter Fußprozession selbst zu empfangen, hat er sie doch nach seinen eigenen Angaben besonders ins Herz geschlossen. (Durch seine Teilnahme als geistlicher Leiter im Jahre 1963 kam er ja erstmals nach Kevelaer.) Nach dem Kerzenopfer und Segen konnten sich die Pilger zur wohlverdienten Ruhe begeben.

Nachdem am Sonntagmorgen die 100 Teilnehmer der Familienwallfahrt durch die Ordner der Fußprozession abgeholt waren, begann um 8.30 Uhr die Pilgermesse. Um 10.30 Uhr fand der Kreuzweg statt. Die hierbei gehaltene Kollekte für das Gerburgisheim in Bocholt erbrachte den schönen Betrag von 1.020,00 DM. Am Nachmittag um 16.00 Uhr füllten die Bocholter nahezu die ganze Basilika, um an der Pilgerandacht teilzunehmen. Pfarrer Oelgemöller aus Mussum predigte zum Leitgedanken der Wallfahrt „Dem Leben trauen – weil Gott es mit uns lebt !” – einem Wort des im Konzentrationslager umgekommenen Jesuitenpaters Alfred Delp.

Während der Andacht fand auch die Ehrung der Pilgerjubilare statt. Für 25malige Teilnahme erhielten eine Urkunde und die Silberplakette sowie ein Bild von der Wallfahrtsleitung in Kevelaer: Maria Schmeinck, Willi Hessling, Ludger Spiegelhoff, Bernd te Uhle, Heinrich Loskamp und Josef Knuf. Den Abschluss und letzten Höhepunkt des Sonntags bildete die Lichterprozession.

Zur Pilgermesse am Montagmorgen um 5.00 Uhr in der Basilika konnte auch Bischof Dr. Reinhard Lettmann begrüßt werden, der auf dem Rückweg nach Bocholt als Pilger an der Prozession teilnahm. Nach dem Abschied vom Gnadenbild nahm alles seinen gewohnten Verlauf. Das Wetter meinte es etwas besser – bis zum Mittag hielt sich die Sonne ziemlich versteckt, um am Nachittag wieder zu zeigen, wozu sie fähig ist. Ohne Zwischenfälle erreichte die Prozession gegen 19.30 Uhr wieder die Stadtgrenze von Bocholt. Hier wurden die Pilger von der Geistlichkeit und von Abordnungen der Radprozession der Männer und der Frauen abgeholt, und in feierlicher Prozession zogen sie müde und froh in die Georgskirche ein, wo die mitgebrachte Kerze geopfert und der sakramentale Segen erteilt wurde. In den Schlussworten von Pfarrer Oelgemöller kam er Dank an alle Mitpilger für ihr gutes Mittun zum Ausdruck. Außerdem dankte er allen, die zum guten Gelingen der Wallfahrt beigetragen hatten, besonders den Sanitätern und der Polizei, die unterwegs den Verkehr geregelt und der Prozession Schutz gegeben hatte. Auch der Bischof sprach noch einige Worte und versprach, irgendwann erneut an der Wallfahrt teilzunehmen. Herzlicher Applaus dankte ihm, der durch seine Teilnahme in diesem und im letzten Jahr bei den Bocholter Pilgern sehr viele Freunde gewonnen hat. Mit dem „Großer Gott, wir loben dich” endeten die Wallfahrtstage 1984.‘

Was gab es noch an Besonderem ?
Die Teilnehmerzahlen: am Samstag hinter Werth bei der Austeilung der Teilnehmerkarten: 1. Gruppe 255 Frauen und 254 Männer; 2. Gruppe 245 Frauen und 243 Männer. Zu diesen 997 Pilgern kamen in Empel und Marienbaum noch etwa 100 Personen dazu.

Am Montag wurden am „Heidekrug” in Isselburg-Werth gezählt: 1. Gruppe 198 Frauen, 158 Männer und 30 Personen in den Fahrzeugen; 2. Gruppe 175 Frauen, 146 Männer und 40 Personmen in den Fahrzeugen, das ergibt für den Rückweg insgesamt 747 Pilger. Nach diesen Zählungen machten sich erstmals nach fast 20 Jahren wieder mehr Frauen auf den Wallfahrtsweg als Männer. (In den Jahren der niedrigen Teilnehmerzahlen stellten die Frauen meist nur 1/3 der Pilger und die Männer 2/3.) – Teilnahme der Priester: Unter den Pilgern waren 10 Priester anzutreffen; auch Regens Dr. Hans Döink war als Bocholter wieder dabei. Ebenfalls waren fast ebenso viele Ordensfrauen dabei.

Teilnahme des Bischofs: Unser Diözesanbischof Dr. Lettmann war eigentlich auf Grund einer Wette in diesem Jahr schon wieder bei der Fußprozession. Im vergangenen Jahr kam es im Liederner Pfarrhaus zu dieser Wette. Wenn Pfarrer Broel aus Liedern zu Fuß mit nach Kevelaer pilgern würde, gäbe Pfarrer Schwaaf von St. Josef ein Fass Bier und der Bischof würde ihn abholen und nach Bocholt geleiten. Daraufhin bat der Vorstand der Fußprozession Pfarrer Broel um die geistliche Leitung, die er auch sofort annahm. (Leider erkrankte er zwei Wochen vor der Wallfahrt und konnte nicht mitgehen. Für ihn übernahm dann Pfarrer Oelgemöller aus Mussum die geistliche Leitung.) Der Bischof stand im Wort und machte seine Teilnahme möglich. Wie wichtig ihm dabei die Fußprozession war: Am gleichen Tag tagte in Würzburg der Ständige Rat der deutschen Bischofskonferenz. Zu diesem Termin delegierte Dr. Lettman einen seiner Weihbischöfe als Vertretung. Er selbst war dann als einfacher Pilger unter Pilgern anzutreffen. Die vier Kilometer von Liedern nach Bocholt waren ihm dabei zu wenig. Er kam schon am späten Sonntagabend nach Kevelaer, um den ganzen Montag mitpilgern zu können. Der Bischof fühlt sich bei der Fußprozession wohl.

Unmittelbar im Anschluss an die Wallfahrt am Montagabend hatte Dechant Westhoff von St. Georg in sein Pfarrhaus und seinen Pfarrgarten zu einem zwanglosen Beisammensein und Gespräch mit dem Bischof eingeladen. Anwesend waren u.a.: Vertreter der Stadt Bocholt (Bürgermeister Demming, Stadtdirektor Dr. van Ameln, Beigeordneter Dr. Becker), Vertreter der beiden Radprozessionen, des Pfarrgemeinderates, des Dekanatskomitees der Katholiken, die Bocholter Priester, der Vorstand der Fußprozession, die Sanitäter u. a. In zwangloser Form wurden Gespräche geführt, Kontakte geschlossen. Dazu hatte der Malteser-Hilfsdienst ein Essen zubereitet und das Fass Bier von Pfarrer Schwaaf wurde verzehrt.